Energiewende: Schweizer Aktienmarkt mit guter Ausgangslage

Unternehmen, die sich frühzeitig in Umwelt­themen positionieren, könnten an der Börse belohnt werden, erklärt Iwan Deplazes im Interview. Laut dem Leiter des Asset Management der Zürcher Kantonalbank bieten hiesige Werte dazu eine gute Ausgangslage.

Interview mit Iwan Deplazes

Iwan Deplazes im Interview über Anlagen in die Energiewende
Iwan Deplazes, Leiter Asset Management der Zürcher Kantonalbank, in der Sendung «Geld» (Quelle: CH Media/TVO)

Martin Spieler: Welche Rolle spielen Finanzunternehmen bei der der Energiewende?

Iwan Deplazes: Der Finanzsektor ist nicht in erster Linie für den CO2-Ausstoss verantwortlich. Anderseits ist es unser Privileg und auch unsere Pflicht, Anlagegelder zu allokieren, indem wir in Aktien oder Obligationen investieren. Und hier können wir Einfluss ausüben, indem wir eher in Firmen investieren, die hinsichtlich CO2-Ausstosses besser als andere unterwegs sind.

Bei börsenkotieren Unternehmen spielen auch Nachhaltigkeits-Aspekte eine bedeutende Rolle. Wo stehen Schweizer Unternehmen auf dem Weg zur Energiewende?

Wir haben aufgrund des Industriemixes am Schweizer Aktienmarktes eine gute Ausgangslage. Schweizer Unternehmen sind weniger in CO2-intensiven Branchen tätig, mit Ausnahme in der Zementproduktion. Das Baustoffunternehmen Holcim beispielsweise ist mit einem 80%-Anteil der grösste CO2-Emittent im Schweizer Aktienindex SPI.

Anhand von welchen Indikatoren können Anlegerinnen und Anleger erkennen, ob Unternehmen bei der Energiewende vorankommen?

Eine Messgrösse, die sich durchgesetzt hat, ist die sogenannte CO2-Intensität. Diese zeigt den CO2-Ausstoss im Verhältnis zu den Umsatzzahlen einer Firma an. So haben Investoren und Investorinnen die Möglichkeit, die Firmen und ihre jeweiligen CO2-Absenkungsfpade miteinander zu vergleichen.

Was können Anlegerinnen und Anleger zum Gelingen der Energiewende beitragen, und welche Anlagelösungen gibt es?

Vorausgesetzt, Anlegerinnen und Anleger verfügen über genügend Zeit und die dafür nötigen Kompetenzen, können sie Firmen einzeln analysieren. Man muss aber ins Detail gehen und beispielsweise den aktuellen Energiemix anschauen. Ebenfalls ist zu beachten, wie sich dieser Mix über die Zeit entwickelt hat. Alternativ können Analyse und Selektion Spezialistinnen und Spezialisten überlassen werden. 

Festzuhalten ist, dass gerade Unternehmen aus dem Cleantech-Bereich bei der Kursentwicklung zuletzt enttäuscht haben. Wie sehen aktuell die Aussichten für diesen Sektor aus?

Es ist zu unterscheiden einerseits zwischen kleinen und mittelgrossen Firmen, die innovativ sind und CO2-reduzierende Lösungen entwickeln – und anderseits grossen traditionellen Firmen, die versuchen, ihre Emissionen über die Zeit zu senken. Ein guter Mix aus beiden Lagern stabilisiert die Renditeentwicklung.

Wie kann man mit nachhaltigen Anlagen sein Depot bereichern und hoffentlich auch eine gute Rendite erzielen?

Wir im Asset Management der Zürcher Kantonalbank sind der Überzeugung, dass Unternehmen, die sich angesichts des regulatorischen und gesellschaftlichen Drucks frühzeitig in Umweltthemen positionieren, mit ihrem Aktienkurs profitieren werden. Insofern sind Nachhaltigkeit und Performance kein Widerspruch, sondern gehen Hand in Hand.

Dieses Interview wurde erstmals in leicht abgeänderter Form in der Sendung «Geld» vom 1. November 2024 auf Tele 1, Tele M1 und TVO ausgestrahlt.