Digital Economy: Mit nur zwei Ziffern zum allgegen­wärtigen Investment­thema

Die Weitergabe von Informationen im Binärcode sowie ihre Vernetzung und Verbreitung auf unzählige Anwendungen erweisen sich als bahnbrechende Kombination: Die digitale Wirtschaft ist längst überall und dürfte dennoch erst am Anfang ihres Potenzials stehen. Das macht sie für langfristig denkende Anlegerinnen und Anleger interessant.

Autoren: Bertrand Born, Portfolio Manager, und Aryestis Vlahakis, Senior Analyst

Die Digitalisierung ermöglicht auch Ferndiagnosen dank Telemedizin, während Operationsroboter minimal-invasive und präzisere Operationen unterstützen. (Bild: istockphoto.com)

Künstliche Intelligenz (KI) beherrscht die Schlagzeilen. Doch «News» ist die Zukunftstechnologie eigentlich nicht: Das Konzept dazu besteht schon seit den 1950er-Jahren, blieb aber über lange Zeit hinweg nur graue Theorie. Dass KI nun augenscheinlich zum Siegeszug ansetzt, hat sie relativ jungen Triebkräften der Digitalisierung zu verdanken: Zu nennen sind hier insbesondere der erleichterte Zugang zu riesigen Datenmengen und die massiv gestiegene Rechenleistung.

Es sind just diese Treiber, die auch den Weg von der Digitalisierung hin zur digitalen Wirtschaft (siehe Box unten) weisen. Die «Digital Economy» ist mittlerweile allgegenwärtig und wird in den kommenden Jahren voraussichtlich noch an Bedeutung gewinnen. Aus Anlegersicht verschafft ihr dies das Potenzial zu einem Investmentthema, das nicht nur langfristig attraktiv erscheint, sondern auch punkto Nachhaltigkeit eine Rolle spielen kann.
 

Bits erobern die Welt

Am Anfang stehen dabei zwei Ziffern – Informationen werden umgewandelt in die Werte 0 und 1, den so genannten Binary Digits oder kurz «Bits». Mit diesem binären Code lassen sich Informationen als elektrische Impulse vermitteln. Bei 0 fliesst Strom, bei 1 keiner. Damit reicht die Technologie über Jahrhunderte zurück: Zu denken ist beispielsweise an die vom Deutschen Georg Ohm in den 1820er-Jahren beschriebenen Schaltkreise, oder auf die vom Italiener Alessandro Volta 1799 entworfenen Batterie.

Jene elektrischen Impulse sind seither auch global nutzbar geworden. Dies dank des World Wide Web, für dessen Ursprünge unter anderem das erste im Jahr 1866 zwischen Europa und Amerika verlegte Telegrafen-Tiefseekabel und gut rund 120 Jahre später die Kommerzialisierung des TCP/IP-Protokolls aus dem Arpanet des US-Militärs stehen dürfen. Daraus wurde die globale Vernetzung von Informationen möglich.

Der zweite entscheidende Effekt ist die so genannte Konvergenz. Waren Informationen früher fest an Trägermedien gebunden – beispielsweise Texte an Bücher, Musik an Tonbänder, Videos an Celluloidfilm – sind sie mit der Digitalisierung von ihrer physischen Form gelöst worden und nur noch virtuell als Bits präsent. So können sie von Software gelesen und nahezu auf jedem Computergerät empfangen und verarbeitet werden.

 

Langfristige Triebkräfte

Digitalisierung, globale Vernetzung und Konvergenz haben die Basis für die digitale Wirtschaft geschaffen. Wir dürften damit aber erst am Anfang stehen. Die digitale Wirtschaft entwickelt sich weiter durch Innovation, die über Branchen hinwegreicht. Mehrere Faktoren treiben das Thema an:

  • Technologischer Fortschritt: Die zugrunde liegenden Technologien wie Mikrochips, Sensoren und Prozessoren, Algorithmen und verfügbare Daten werden immer leistungsfähiger, kleiner, energiesparender – und nicht zuletzt billiger. In den Anfängen der Informatik füllte ein Mainframe-Computer einen ganzen Raum. Heute findet ein Computer im Brillenrahmen von «Smart Glasses» Platz. Die technische Evolution hat den Zugang zu digitalen Lösungen in allen Branchen erleichtert, von der industriellen Fertigung bis hin zu privaten Geräten.
  • Ubiquität: Kleinere, billigere und vernetzte Geräte führen auch dazu, dass nahezu jeder Gegenstand zum Computer wird: Von der Uhr über das Auto hin zur Fabrik und gar zur «Smart City». Das «Internet der Dinge» (IoT) dringt derweil in den Alltag vor, ermöglicht weitere Innovation und steigert die Produktivität und Effizienz über alle Wirtschaftssektoren hinweg. Die Beratungsfirma Pricewaterhouse Coopers (PwC) prognostiziert , dass bis 2027 über 25 Milliarden IoT-Geräte im Einsatz sein werden, gegenüber 11 Milliarden im Jahr 2021 (siehe Grafik unten).
  • Steigender digitaler Beitrag zum BIP: Die digitale Wirtschaft ist in der vergangenen Dekade zwei bis dreimal so schnell gewachsen wir die Weltwirtschaft. Dieser Trend könnte sich Experten zufolge fortsetzen. So schätzte Microsoft-CEO Satya Nadella im Jahr 2022 im Wirtschaftsmagazin «Forbes», dass sich der Anteil von Technologieausgaben am BIP in den nächsten Jahren verdoppelt.

Internet of Things: 30 Milliarden vernetzte Geräte prognostiziert

Nachhaltigkeit rückt in den Blick

Vor diesem Hintergrund gehen auch wir davon aus, dass die digitale Wirtschaft längerfristig und dynamisch wächst – und damit für Anlegerinnen und Anleger attraktiv sein könnte. Unserer Meinung nach gibt es noch einen weiteren überzeugenden Grund, auf das Investmentthema zu setzen: Nämlich dessen Potenzial, drängende Herausforderung der Nachhaltigkeit zu adressieren.

Wird die Nachhaltigkeitsperspektive zu den technologischen Innovationen in verschiedenen Wirtschaftssektoren hinzugenommen, eröffnen sich mehrere vielversprechende Investmentbereiche, die Anlegerinnen und Anlegern Chancen bieten können. Dazu gehören:

  • Digitale Infrastruktur: Halbleiter, Hardware, Unterseekabel, Mobilfunk, Glasfaserleitungen, Satellitensysteme und Datencenter – sie machen die digitale Wirtschaft erst möglich. Zuletzt hat sich insbesondere die Cloud-Infrastruktur rasant entwickelt, da Unternehmen ihre Tätigkeiten online verlagern und grosse Datenmengen speichern. Der globale Markt für Cloud-Computing der IT könnte laut dem Researchhaus Market.us bis 2032 voraussichtlich mehr als USD 2'300 Milliarden erreichen (siehe Grafik unten). Der Aufbau von Infrastruktur ist auch entscheidend, um den «Digital Divide» zu adressieren und die andere Hälfte der Welt an der modernen Wirtschaftsleistungen teilhaben zu lassen. Noch sind Schätzungen zufolge 2,7 Milliarden Menschen ohne Zugang zum Internet.
  • Digitale Befähigung: Digitalisierung ermöglicht es uns, eine Vielzahl von Aufgaben effizienter und produktiver zu bewältigen. So erlauben digitale Gesundheitslösungen wie Telemedizin und Wearables Ferndiagnosen, Operationsroboter ermöglichen minimal-invasive und präzisere Operationen, und KI kann bei der Entwicklung neuer Medikamente und bei der Durchführung klinischer Studien helfen. Derweil verspricht E-Learning einen leichteren Zugang zu Bildung, während Online-Zahlungssysteme Überweisungen schneller machen können und das Potenzial bieten, zahlreichen Menschen Finanzleistungen zugänglich zu machen.
  • Digitale Sicherheit: Immer mehr unserer Daten werden über das Internet übermittelt: Von Posts in Sozialen Medien über Finanztransaktionen bis hin zu Gesundheitsdaten und Informationen für die Verkehrssteuerung. Das eröffnet das Risiko von Missbrauch und Angriffen. Entsprechend steigt der Bedarf an Lösungen für Cybersicherheit, Datenverschlüsselung und Datenschutz. Das Statistik-Haus Statista schätzt, dass der globale Markt für Cybersicherheit bis zum Jahr 2029 ein Volumen von über USD 270 Milliarden erreichen wird.
  • Digitale Umweltlösungen: Digitale Technologien, insbesondere Sensoren und IoT-Geräte, können fast alles messen – von der Wasserqualität bis zur Luftzusammensetzung – was ein besseres Umwelt- und Gesundheitsmanagement ermöglicht. So können Sensoren beispielsweise Lecks in Wassersystemen oder gefährliche Schadstoffkonzentrationen in Echtzeit erkennen. Software kann diese Datenströme analysieren und verwertbare Erkenntnisse liefern, die der Industrie helfen, ihren ökologischen Fussabdruck zu minimieren. Solche Fortschritte sind sowohl für staatliche als auch für unternehmerische Nachhaltigkeitsinitiativen von entscheidender Bedeutung. Sie bieten zudem Möglichkeiten in Bezug auf die Bekämpfung der Klimakrise, den schonenden Umgang mit Ressourcen und auf die öffentliche Gesundheit.

Hohe Erwartungen an globalen Markt für Cloud Computing

Quelle: Market.us

Anlegerinnen und Anleger können über das Investmentthema Digital Economy an spannenden Innovationen, disruptiven Technologien und am langfristigen Wachstum digitaler Lösungen partizipieren – und das über Unternehmen in verschiedenen Wirtschaftssektoren, die mit ihren Produkten einen Beitrag leisten, Herausforderungen der Nachhaltigkeit zu adressieren.

Investmentthema «Digital Economy» im Gespräch

0%
Portfoliomanager Bertrand Born mit Insights über das Thema Digital Economy und dessen Anlagechancen.

Kategorien

Themeninvestments