Die Verpflichtungen der Staaten aus dem Pariser Klimaabkommen haben bedeutende Auswirkungen auf die Investitionslandschaft. Sie schaffen einerseits Chancen für Anlegerinnen und Anleger, die Gelder in Unternehmen zu investieren, die sich auf erneuerbare Energien, Energieeffizienz und kohlenstoffarme Technologien konzentrieren. Andererseits bergen sie auch Transitionsrisiken. Dazu zählen insbesondere sogenannte Stranded Assets. Dies sind Vermögenswerte, die vorzeitig an Wert verlieren oder nicht mehr rentabel sind aufgrund technologischer, ökonomischer, regulatorischer oder ökologischer Veränderungen. In der Diskussion um den Klimawandel und den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft geraten etwa die Kohle-, Öl- und Gasindustrie zunehmend in Bedrängnis.
Die Festlegung eines Preises für CO2 über die Einführung des Emissionszertifikathandels stellt ein weiteres Transitionsrisiko dar. Betroffene Unternehmen müssen Zertifikate erwerben, um CO2 emittieren zu dürfen. Je stärker die Nachfrage nach Zertifikaten, desto höher der Preis. Letzterer ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die Kapitalkosten von Unternehmen, die stark von fossilen Brennstoffen abhängig sind. Gleichzeitig setzt ein steigender CO2-Preis Anreize für Unternehmen, in kohlenstoffarme Technologien und erneuerbare Energien zu investieren, da diese im Vergleich zu fossilen Brennstoffen wettbewerbsfähiger werden. Unternehmen, die frühzeitig in diese Bereiche investieren, könnten langfristig möglicherweise von niedrigeren Betriebskosten und einer verbesserten Wettbewerbsposition profitieren.
Aufgrund der Risiken und Chancen, welche sich aus dem Klimawandel und der Transition zu einer kohlestoffarmen Wirtschaft ergeben, hatten wir uns im Jahr 2020 entschieden, bei den aktiv verwalteten Anlageprodukten (Anlagefonds und Anlagegruppen) der traditionellen Anlageklassen, unsere Investitionstätigkeit in Orientierung am Pariser Klimaabkommen auf ein <2-Grad-Ziel oder teilweise nach dem 1,5-Grad-Ziel auszurichten. Das bedeutet, die CO2e-Emissionen der Anlagen jährlich um mindestens vier Prozent zu reduzieren. Bei den Sustainable-Produkten (Anlagefonds und Anlagegruppen) beträgt der Reduktionssatz mindestens 7,5 Prozent pro Jahr. Davon ausgenommen wurde der Fonds «Swisscanto (LU) Bond Fund Responsible Emerging Markets Opportunities».
Die Grundprinzipien unserer Klimastrategie
- Unser oberstes Gebot ist es, die uns anvertrauten Kundenvermögen im Hinblick auf das Rendite-Risiko-Profil optimal zu bewirtschaften. Dabei beziehen wir auch Chancen und Risiken in unsere Anlageentscheidungen ein, die sich aus dem Klimawandel ergeben. Sollte die Einhaltung von klimabezogenen Portfoliovorgaben jedoch zu ungünstigen Risiko-Rendite-Profilen in unseren Portfolios führen, hat der Risiko-Rendite-Aspekt Priorität.
- Mit Investment Stewardship und Kapitalallokation haben wir zwei Instrumente an der Hand, mit denen wir klimabezogene Aspekte in Portfolios integrieren können. Über den Dialog mit der Unternehmensführung und mittels Stimmrechtsausübung können wir Unternehmen dazu auffordern, wirksame CO2e-Reduktionsziele zu formulieren und umzusetzen. Andererseits können wir in unseren Portfolios Anlagen in Unternehmen und Staaten mit hohen Treibhausgasemissionen ohne eigene Absenkpläne untergewichten oder durch Anlagen in CO2e-effiziente Unternehmen und Staaten mit ambitionierten Reduktionszielen ersetzen.
Wo steht der Markt heute?
Unser Modell eines Absenkpfades zur Senkung der CO2e-Intensität in den massgeblichen Sustainable- und Responsible-Produktlinien fusst auf der Annahme, dass sich der Markt in Richtung Klimaneutralität bewegt. Nach den aktuellen Analysen des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) und anderer wissenschaftlicher Institutionen genügen die gegenwärtigen nationalen Klimapläne, die im Rahmen des Pariser Abkommens eingereicht wurden (Nationally Determined Contributions oder NDCs), voraussichtlich nicht, um das «deutlich unter 2-Grad-Ziel» zu erreichen. Speziell in Schwellenländern wird die Dekarbonisierung aufgrund von technologischem Rückstand, geringerer finanzieller Mittel und teils mangelndem politischen Willen länger dauern. Die Schwellenländer verzeichnen weiterhin eine Zunahme der Treibhausgasemissionen, während die Industrieländer einen leichten Rückgang verzeichnen (siehe Grafik).