«Der grosse Vorteil der Jungen ist die Zeit»

Früh übt sich: das gilt auch fürs Sparen. René Nicolodi erklärt im Gespräch mit Martin Spieler, worauf es beim Anlagesparen in jungen Jahren ankommt.

Interview mit René Nicolodi

René Nicolodi in der Sendung «Geld» über Anlagestrategien für Junge (Quelle: CH Media/Tele 1)

Martin Spieler: Wie lernen junge Menschen, systematisch zu sparen?

René Nicolodi: Die Vorbildfunktion der Eltern ist zentral, um den Umgang mit Geld zu lernen. Dabei ist es wichtig, eine altersgerechte Methode zu finden. Kleinen Kindern die Zinseszinsformel zu erklären, ist sicher nicht geeignet. Da reicht ein Sparschwein, um zu zeigen, dass Geld reinkommt und auch wachsen kann. Bei Jugendlichen wie bei meinen drei Söhnen können Apps helfen, etwas anzusparen und einen Überblick über die Ausgaben zu bekommen. Das macht es leichter, Sparziele zu erreichen.

Sparziele sind wichtig – aber sie müssen auch realistisch sein. Wie gehen Jugendliche am besten vor?

Zuerst das Ziel definieren, egal ob es sich dabei um ein paar neue Sneakers, Ferien oder eine Ausbildung handelt. Zweitens, den Zeithorizont abstecken, in dem das Sparziel erreicht werden soll. Drittens, ein Budget erstellen. Ich muss nachvollziehen können, wie viel Geld reinkommt und wieviel wieder abfliesst. Und zuletzt, eventuell mithilfe der Eltern, regelmässig überprüfen, ob man noch auf Zielkurs ist oder nicht.

Wie setzt man Prioritäten beim Sparen?

Das ist stark subjektiv gefärbt. Grundsätzlich sollte man seine Sparziele nach Dringlichkeit und Wichtigkeit ordnen. Vom Zeithorizont hängt denn auch die Anlagestrategie ab. Eine hohe Priorität sollten Ziele haben, die der persönlichen finanziellen Sicherheit dienen.

Kann man bereits mit 100 Franken in Wertschriften investieren?

Ja, es gibt Anlagelösungen mit regelmässigen Einzahlungen von weniger als 50 Franken. Auch in der Vorsorge, konkret in der Säule 3a, gibt es Angebote, bereits ab regelmässigen Einlagen von einem Franken. Grundsätzlich ist es bei Anlagen in Wertschriften wichtig, die eigene Risikobereitschaft und Risikofähigkeit zu kennen. Zudem empfiehlt es sich, eine professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen.

Welche Anlagestrategien sind für Junge sinnvoll?

Der grosse Vorteil der Jungen ist die Zeit. Sie erlaubt ihnen, mehr Risiken zu nehmen, was klar für Aktien spricht. Wer regelmässig einzahlt, erzielt in der Regel einen guten Durchschnittskurs und verfällt nicht in emotionale Käufe oder Verkäufe, wenn es an den Börsen turbulent zugeht.

Wie lassen sich solche Anlagestrategien am besten umsetzen?

Einen einfachen Zugang bieten gut diversifizierte Anlagefonds. Hier gibt es einige sowohl aktiv gemanagte als auch passive Lösungen, sogenannte Exchange Traded Funds. Darüber hinaus gibt es immer mehr Anlagefonds, die in nachhaltig geführte Unternehmen investieren. Ein Blick auf die Kosten gehört natürlich dazu. Auch hier gilt: wenn man nicht vom Fach ist, sollte man das Gespräch mit einer Beraterin, einem Berater suchen.

Dieses Interview wurde erstmals in leicht veränderter Form in der Sendung «Geld» vom 21. Juni 2024 auf Tele 1, Tele M1 und TVO erstmals ausgestrahlt.

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