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Pensionskassenstudie 2023

Die Swisscanto-Studie 2023 vermittelt wiederum eine breitgefächerte Darstellung des Stands der beruflichen Vorsorge und der Pensionskassen per Ende 2022, ergänzt mit zahlreichen Angaben über die Entwicklung der letzten fünf bis zehn Jahre.

Pensionskassenstudie 2023 auf einen Blick

1,9% Verzinsung

Die Versicherten leiden nicht und erhalten trotz negativer Performance eine hohe Verzinsung: Die Vermögen der Aktiven werden durchschnittlich mit 1,9% verzinst.

Alternative Anlagen

Kassen mit relativ hohen Anteilen an illiquiden Anlagen (Alternative Anlagen, Infrastrukturanlagen, Immobilien) haben 2022 überdurchschnittlich performt.

-8,8% Rendite

erzielten die Pensionskassen im schwierigen und turbulenten Anlagejahr 2022 im Durchschnitt. Über einen Zeitraum von zehn Jahren erzielten die Kassen eine durchschnittliche Rendite von 3,6%.

Grosse Renditeunterschiede

Die Renditeunterschiede sind doppelt so hoch wie in den Vorjahren und reichen von -1,0% bis -16,2%.

Nachhaltigkeit auf dem Vormarsch

Mittlerweile haben 37% der Kassen ESG-Kriterien in ihrem Anlagereglement verankert.

Trendwende beim technischen Zins

Nach jahrzehntelanger kontinuierlicher Senkung ist der technische Zins erstmals seit der Inkraftsetzung des BVG im Jahr 1985 leicht angestiegen.

Stimmen unserer Experten

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Iwan Deplazes, Leiter Asset Management der Zürcher Kantonalbank, und Heini Dändliker, Leiter Key Account Management Schweiz der Zürcher Kantonalbank, fassen die wichtigsten Ergebnisse der Pensionskassenstudie 2023 kurz zusammen.

Einleitung zu den Umfrageresultaten 2023

Trotz Verlusten stabile Verhältnisse

Vor einem Jahr haben wir die Überschrift zu dieser Einleitung mit einem Frage­zeichen versehen. «An einem Wendepunkt?», haben wir uns gefragt. Heute könnten wir den gleichen Titel ohne Frage­zeichen setzen. Denn in der Tat darf mit der herrschenden Inflation, dem Ende der Negativ­zinsen und den daraus folgenden Wirkungen auf die mass­gebenden technischen Parameter und die Vermögens­anlagen von einem Wende­punkt für die berufliche Vorsorge gesprochen werden, auch wenn die Folgen teilweise noch wenig ausgeprägt und nicht überall spürbar sind.

Erkennbar ist die Trend­wende bei den technischen Zinsen, welche erstmals wieder eine – wenn auch nur leichte – Zunahme verzeichnen, und zwar sowohl bei den privat- wie den öffentlich-rechtlichen Vorsorge­einrichtungen. Das ist insbesondere in langfristiger Optik bemerkens­wert. Nach der Inkraft­setzung des BVG 1985 galt für rund 20 Jahre ein Satz von vier  Prozent als Standard. Dieser ging fast linear bis auf den Extremwert Ende 2021 auf 1,5 Prozent für die privatrechtlichen und 1,7 Prozent für die öffentlich-rechtlichen zurück.

Wenn auch die für die Umfrage ermittelten Zunahmen minim erscheinen mögen, so haben sie doch mehr als symbolischen Wert. Es braucht keine prophetischen Gaben, um weitere Erhöhungen voraus­zu­sehen. Senkungen können für die absehbare Zukunft aus­geschlossen werden. Die international hohe Teuerung, die in etwas moderaterer Form auch die Schweiz erfasst hat, verlangt eine restriktive Geldpolitik mit entsprechenden Folgen für die Kapital­märkte.

Eine nähere Betrachtung der Entwicklung der technischen Zinssätze zeigt interessante Details. Gemäss den ermittelten Daten sind es lediglich 15 Prozent der Kassen, welche letztes Jahr eine Erhöhung vornahmen, fünf Prozent nahmen sogar nochmals eine Senkung vor, die restlichen liessen den Satz unverändert. Wer allerdings eine Erhöhung vornahm, tat dies in einem relativ starken Mass. Die durch­schnittliche Erhöhung beträgt 0,6 Prozent­punkte.

Ein für die Vorsorge­einrichtungen durchaus willkommener Effekt der Erhöhung des technischen Zins­satzes bildet die damit ausgelöste Verstärkung des Deckungs­grads aufgrund der verringerten Barwerte der Leistungs­verpflichtungen. Es ist schwer abzuschätzen, inwieweit dieser Zusammen­hang die Entscheide der betreffenden Kassen beeinflusst hat. Nach den Gründen gefragt, verwies die grosse Mehrheit (rund drei Viertel) auf das veränderte Zinsniveau.

Von dieser Wende noch nicht erfasst wurden die Umwandlungs­sätze, welche im Berichts­jahr den ebenfalls seit 20 Jahren andauernden Trend laufender Senkungen nochmals fortsetzten auf den neusten, durch­schnittlichen Tiefstwert für Männer von 5,4 Prozent. Nach dem Willen des Gesetzgebers soll der Mindest­umwandlungs­satz gemäss der BVG-Revision 21 von heute 6,8 auf sechs Prozent gesenkt werden. Das letzte Wort werden die Stimm­bürgerinnen und Stimm­bürger haben, sofern das laufende Referendum zustande kommt.

Kapitalanlagen und Deckungsgrad

Neben der Entwicklung der technischen Grundlagen bilden die Minus­renditen das zweite herausragende Ereignis des Berichts­jahrs. Der Krieg in der Ukraine, die massive Erhöhung der Rohstoff­preise, die Inflation und die Neu­orientierung der Geldpolitik der Zentral­banken führten zu unerwartet starken Ein­brüchen auf den Kapital­märkten.

Die Einbussen für die Vorsorge­einrichtungen fielen deshalb so stark aus, weil Aktien und Obligationen gleicher­massen Kurs­verluste erlitten, was sich aufgrund der verlangten Markt­wert­bewertung kumulierte. Die ermittelten – 8,8 Prozent als Durchschnitt aller Kassen­kategorien sind das zweit­schlechteste Ergebnis seit 1985 und wurden nur 2008 bei der Finanz­krise mit – 12,6 Prozent übertroffen. Anders als vor 15 Jahren gerieten nun aber relativ wenige Kassen in Unter­deckung. Bei den Kassen privater Arbeitgeber sind es 1,7 Prozent, bei den voll­kapitalisierten Kassen öffentlicher Arbeitgeber 15,4 Prozent. Die Angaben bezüglich der Deckungs­grade bewegen sich bei den Kassen in Unter­deckung überwiegend im Bereich von 95 bis 100 Prozent, was nach gängiger Einschätzung als geringfügige Unter­deckung gilt. Es darf angenommen werden, dass bis zur Drucklegung dieser Studie die Zahl der Unterdeckungen zurückgegangen ist. Sanierungs­mass­nahmen plant nur ein Prozent der Umfrage­teilnehmer. Inwieweit die genannten Erhöhungen der technischen Zinsen hier das Bild aufgebessert haben, ist schwer abzuschätzen.

Dass die erlittenen Verluste des vergangenen Anlagejahres für die Pensions­kassen keine drastischen Konsequenzen hatten, ist den rekordhohen Deckungs­graden per Ende 2021 zu verdanken. Das auf Stabilität und Sicherheit ausgerichtete Investitions­verhalten der Kassen hat sich ein weiteres Mal bewährt. Die immer wieder zu hörenden kritischen Stimmen, welche ihnen ein übertriebenes Sicherheits­bedürfnis vorwerfen, wurden widerlegt.

Vermögens­gewichtet weisen die teilnehmenden vollkapitalisierten Kassen per Ende 2022 eine durchschnittliche Deckung von 108 (Vorjahr 120) Prozent auf. Die notwendigen Wert­schwankungs­reserven (rund 15 Prozent des Anlage­vermögens) sind damit nur etwa zur Hälfte vorhanden, doch ist trotz der beträchtlichen Verluste immer noch ein ansehnliches Polster vorhanden. Das trifft insbesondere auf die 32 Prozent der Kassen privater Arbeitgeber zu, welche noch immer Deckungs­grade von 115 Prozent und höher melden. Auf Seite der öffentlichen Arbeitgeber sind es 17 Prozent. Und 27 Prozent aller Kassen verfügen über mindestens 75 Prozent ihrer Zielgrösse für Wert­schwankungs­reserven. Das sind – nach dem schwierigen 2022 – erfreuliche Zahlen.

Bestimmungs­faktoren der Performance

Wie anforderungsreich das Berichtsjahr gewesen ist, zeigen die Angaben zur erzielten Perfor­mance. In weitgehender Überein­stimmung mit diversen Indizes und Erhebungen ergab sich in der Umfrage ein Mittelwert von – 8,8 Prozent. Welche Faktoren waren 2022 für das Ergebnis entscheidend? Ausschlag­gebend war die Asset-Allokation. Mit den Verlusten sowohl bei Aktien wie Obligationen schnitten Kassen mit einem ­relativ geringen Anteil an Wertschriften, dafür mit einem hohen Bestand an Immobilien sowie alternativen Anlagen besser ab. Für einmal und im Gegensatz zu früheren Jahren reduzierte auch ein hoher Bestand an Liquidität die Verluste. Und anders als in den Jahren 2019 bis 2021 erzielten die Vorsorge­einrichtungen mit aktiv verwalteten Anlagen von mehr als 30 Prozent des Vermögens ein besseres Resultat als jene mit einem geringeren Anteil.

Stabile Leistungen

Die Umfrage bringt auf aktuellem Stand wiederum eine Vielzahl an Einsichten in die Struktur der Vorsorge­einrichtungen und deren Entwicklung über die letzten Jahre. Eine seit 2018 zu beobachtende Entwicklung im wichtigen Bereich der Leistungen hat sich erneut bestätigt: Das Leistungsziel – bestehend aus 1. und 2. Säule – hat sich stabilisiert. Ermittelt wurden die Daten auf Basis eines AHV-pflichtigen Lohns von 80'000 Franken. Das Ziel liegt gegenüber dem Vorjahr unverändert bei 70 Prozent und damit ein Prozent­punkt über dem Wert von 2018. Dieser Wert übertrifft deutlich das informelle Leistungs­ziel von 60 Prozent, das der Alters­vorsorge zugrunde liegt. Und es ist zu verstehen vor dem Hintergrund der in den letzten Jahren weiter gesunkenen Umwandlungs­sätze.

Eintritts­schwelle und Koordination­sabzug

Mit Blick auf die vom Parlament abgeschlossene BVG-Revision 21 sind die Formen und Höhen der eingesetzten Eintritts­schwellen von besonderem Interesse. Bekanntlich sieht der Gesetzgeber vor, die Schwelle von aktuell 22’050 um zehn  Prozent auf höchstens 19’845 Franken zu senken. Damit soll – zusammen mit dem neu festgelegten Koordinations­abzug – einem stark erweiterten Kreis von Bezügern geringer Einkommen sowie Teil- und Mehrfach­beschäftigten die obligatorische 2. Säule geöffnet werden. Die erhobenen Daten lassen erkennen, dass nur 72 Prozent der Kassen den vorgeschriebenen, fixen Satz anwenden, 16 Prozent verwenden einen tieferen Satz und zwölf Prozent haben die Eintritts­schwelle ganz aus ihren Reglementen gestrichen.

Vergleichbare Erkenntnisse ergeben sich aus den Angaben zum Koordinations­abzug. Statt den heute vorgeschriebenen max. 25’725 Franken soll künftig ein relativer Satz von 20 Prozent bis zum oberen Grenzbetrag von 88’200 Franken gelten. In noch grösserem Masse als bei der Eintritts­schwelle nützen die Vorsorge­einrichtungen hier im Interesse der Destinatäre ihren Gestaltungs­freiraum. Lediglich zwölf Prozent kennen noch den Abzug in der gesetzlichen Form. Alle übrigen Kassen nehmen entweder variable Abzüge in unterschiedlicher Ausgestaltung vor oder verzichten ganz darauf. 21 Prozent weisen einen mit dem Beschäftigungs­grad gewichteten Koordinations­abzug auf, 41 Prozent einen variablen Satz nach Einkommen und 26 Prozent haben ihn ganz aufgegeben.

Abschliessend kann zu den Umfrage­resultaten festgestellt werden, dass sich die Kassen in einem höchst volatilen Umfeld bemerkenswert gut geschlagen haben. Trotz eines äusserst schwierigen Anlagejahrs bilden Sanierungs­massnahmen seltene Ausnahmen, die garantierten Leistungen werden problemlos ausgerichtet. Die Kassen haben – wie schon in der Vergangenheit – ihre «Haus­aufgaben» gemacht und sie sind in der grossen Mehrheit für die absehbaren Herausforderungen so gut gerüstet, wie man es angesichts der vielen Unbekannten in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sein kann.

Umfrage und Teilnehmer

An der Umfrage 2023 haben 472 (Vorjahr 475) Vorsorge­einrichtungen mit rund 4,0 (3,8) Millionen Destinatären (aktiv Versicherte und Rentner) teilgenommen. Die Zahl der damit abgedeckten aktiv Versicherten ist gestiegen (auf 3,0 von 2,8 Millionen), jene der Rentner hingegen zurück­gegangen. Die Kursverluste machen sich beim erfassten Vorsorge­vermögen deutlich bemerkbar; es ging von 806 auf 738 Milliarden Franken zurück.

Vor allem für den Bereich der mittleren und grossen Kassen darf die Umfrage eine hohe Repräsentativität ihrer Resultate beanspruchen.

Die praktisch unveränderte Zahl der Versicherten trotz einer geringeren Teilnehmerzahl lässt erkennen, dass es vorwiegend kleinere Einrichtungen sind, welche sich dieses Jahr in geringerem Mass beteiligt haben.

Die neuste Ausgabe der BFS Pensions­kassen­statistik für 2021 weist 4,5 Millionen aktiv Versicherte und 1,2 Millionen Rentenbezüger/-innen aus. Die Bilanzsumme der gesamthaft 1’389 Vorsorge­einrichtungen beträgt 1’159 Milliarden Franken.