Advent, Advent, es kehrt der Dollartrend
Während die Dollar-Rallye mittlerweile an Schwung verliert, dürfte der Yen von weiteren Zinserhöhungen profitieren. Zuversicht herrscht nach wie vor bei Aktien und zwei alternativen Anlageklassen.
Text: Nicola Grass
Die konjunkturelle Schere zwischen den USA und Europa hat sich auch im November weiter geöffnet. Die Einkaufsmanagerindizes in der Eurozone sind stark gefallen, während sie in den USA erneut gestiegen sind. Die Investoren erwarten nun deutlich stärkere Zinssenkungen von der EZB als von der Fed. Die Ausweitung der Zinsdifferenz hat für eine kräftige Aufwertung des US-Dollars gesorgt. Wir haben von dieser Bewegung aufgrund unseres Übergewichts im US-Dollar und dem Fokus auf Euro-Staatsanleihen profitiert. Inzwischen ist der Renditevorsprung von 10-jährigen US-Treasuries gegenüber deutschen Bundesanleihen auf 220 Basispunkte angestiegen, was deutlich über dem historischen Durchschnitt von 100 Basispunkten liegt und selten übertroffen wurde. Folglich rechnen wir taktisch mit einer Gegenbewegung im Dezember und nehmen somit einen Teil der Gewinne mit.
Aktien weiterhin im Übergewicht
Auch an den Aktienmärkten hat sich die regionale Schere weiter geöffnet. US-Aktien haben seit Anfang Oktober rund 9% mehr rentiert als europäische Aktien. Aufgrund der Unternehmensgewinndynamik ist dies aber auch grösstenteils gerechtfertigt und wir rechnen mit einer Fortsetzung dieser Bewegung bis Ende Jahr. Innerhalb der US-Aktien setzen wir weiterhin auf eine bessere Marktbreite. Die starke Saisonalität dürfte kurzfristig trotz hoher Bewertungen und einem euphorischen Sentiment für weiter steigende Aktienmärkte sorgen. Wir bleiben somit bei Aktien zulasten von Obligationen übergewichtet. Neu erhöhen wir unseren Anteil an Alternativen Anlagen durch Zukäufe in Gold und Cat-Bonds.
Wie schätzen wir die Finanzmärkte aktuell ein, und wie sind wir positioniert?
Yen statt Dollar
- Der US-Dollar hat sich aufgrund der Wahl von Donald Trump, der konjunkturellen Dominanz und der steigenden Zinsdifferenz stark aufgewertet (+6,5% seit Oktober zum CHF und zum EUR).
- Die Positionierung ist nun aber stark erhöht, der US-Dollar ist teuer, technisch stehen Widerstände an und in den vergangenen sieben Jahren hat der US-Dollar im Dezember stets an Wert verloren.
- Wir nehmen deshalb die Gewinne mit und reduzieren unser Übergewicht, im Gegenzug kaufen wir den japanischen Yen dazu.
- Wir erwarten weitere Zinserhöhungen der Bank of Japan, weshalb die Zinsdifferenz weiter abnehmen wird. Bei einem aktuellen Kurs von 155 Yen pro USD scheint uns deshalb das Upside deutlich grösser als das Downside (rund 5%).
Taktische Gegenbewegung bei den US-Renditen
- Seit Mitte September, als Donald Trump plötzlich als Favorit gehandelt wurde, steigen die Renditen 10-jähriger US-Treasuries aufgrund der expansiven Wirtschaftspolitik in den USA stark an (von 3,6% auf 4,5%).
- Der Trump-Effekt scheint nun aber eingepreist zu sein, und die Ernennung des fiskalpolitisch konservativen Scott Bessent zum neuen Finanzminister hat den Renditenanstieg vorläufig gestoppt.
- Wir erwarten eine taktische Gegenbewegung und reduzieren deshalb unser Übergewicht in europäische Staatsanleihen und kaufen dagegen etwas bei den überverkauften langlaufenden US-Staatsanleihen dazu.
Hohe und unkorrelierte Mehrrendite bei Katastrophenanleihen
- Nach dem Rekordjahr 2023 (20% Performance in USD) wird auch das Jahr 2024 mit bisher 16% Performance ein sehr erfolgreiches Jahr für Cat-Bond-Investoren.
- Die Befürchtung deutlich höherer Schäden durch den Klimawandel hat sich bisher nicht materialisiert, die modellierten Verluste verharren bei rund 2% pro Jahr.
- Im Gegensatz dazu ist die Mehrrendite gegenüber US-Staatsanleihen mit aktuell 8% historisch hoch und widerspiegelt die deutlich gestiegenen Versicherungsprämien.
- Katastrophenanleihen bleiben eine sehr attraktive Beimischung für ein gemischtes Portfolio, und wir erhöhen nun nach der Hurricane-Season unsere Quote.