Die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft nimmt stetig zu

Dennoch sei das Investmentthema an den Börsen noch wenig geläufig, sagt Iwan Deplazes im Interview. Der Leiter Asset Management der Zürcher Kantonalbank erklärt, welche Chancen sich für Anlegerinnen und Anleger bieten können.

Interview mit Iwan Deplazes

Iwan Deplazes, Leiter Asset Management der Zürcher Kantonalbank, in der Sendung «Geld» (Bild: CH Media/TVO)

Martin Spieler: Das Sammeln von Glas und Papier ist für uns heute normal. Doch welchen Stellenwert hat die Kreislaufwirtschaft in den Prozessen von Unternehmen?

Iwan Deplazes: Die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft nimmt stetig zu. Das macht sie als Investmentthema auch so interessant. Das Aufholpotenzial zeigt sich etwa daran, dass heute 7% des Verbrauchs der Wirtschaft auf recycelten Materialien beruht. Da lässt sich noch mehr machen.

Die Kreislaufwirtschaft verspricht, Umweltschäden zu reduzieren. Doch rechnet sie sich auch ökonomisch, oder nur dank viel Steuergeld?

Staatliche Anreize sind unter anderem ein Nährboden, dass Prozesse der Kreislaufwirtschaft ökonomisch betreiben lassen. Allerdings verändert sich auch das Konsumverhalten der Gesellschaft zunehmend in diese Richtung. Dies sorgt dafür, dass die Kreislaufwirtschaft zu einem ökonomischen Thema wird und sich immer mehr Unternehmen damit befassen.

Welche Unternehmen stehen denn in der Schweiz in Sachen Kreislaufwirtschaft besonders im Fokus?

Zum einen ist der Konzern ABB zu nennen, der Roboter produziert, die Elektroschrott zerlegen können. Das Unternehmen Sulzer wiederum rezykliert Plastik vermittels chemischer Prozesse oder entwickelt Biotreibstoffe.

Welche Möglichkeiten ergeben sich aufgrund der Kreislaufwirtschaft für Anlegerinnen und Anleger?

Das Investmentthema ist als solches noch nicht weiterherum bekannt. Genau das kann es aus Anlegersicht spannend machen: Bei Themen, die weiter fortgeschritten sind, ist die Börsenbewertung der jeweiligen Unternehmen auch deutlich höher. Wir sehen grossen Potenzial bei Firmen, die Fahrzeuge, Batterien oder Plastik rezyklieren. In solche Werte investieren auch unsere Fondsgefässe.

Wie lässt sich möglichst breit in Unternehmen der Kreislaufwirtschaft investieren? Denn sonst besteht ja das Risiko, auf einzelne Geschäftsmodelle zu setzen, die sich auch als Flop erweisen könnten.

Das ist eine entscheidende Frage. Darum ist es auch so wichtig, breit zu investieren. Gewisse Firmen sind in Nischen tätig und vielleicht davon abhängig, wie der Staat die Regulation definiert. Kreislaufwirtschaft ist ein langfristiges Investmentthema – und eines, das mit vielen Unternehmen abzudecken ist.

Wie ist es denn um die Balance von Chancen und Risiken bestellt – gerade auch bei Fonds, die auf die Kreislaufwirtschaft fokussieren.

Die Chancen sind sicher intakt. Dies gerade auch, weil sich das Investmentthema in einem frühen Stadium befindet. Entsprechend können die Unternehmen der Kreislaufwirtschaft Wachstumspotenzial bieten. Aber: das geht möglicherweise auch mit grösseren Schwankungen einher.
 

Dieses Interview wurde erstmals in leicht abgeänderter Form in der Sendung «Geld» vom 29. November 2024 auf Tele 1, Tele M1 und TVO ausgestrahlt.