Immobilien: Die Preistreiber halten sich hartnäckig

Der Trend bei den Preisen für Wohneigentum zeigt auch auf Dauer nach oben, sagt René Nicolodi im Interview. Er benennt die Treiber und erklärt, warum Immobilienanlagen ins Portefeuille gehören.

Interview mit René Nicolodi

René Nicolodi, Leiter Equity & Themes im Asset Management der Zürcher Kantonalbank, in der Sendung «Geld» (Quelle: CH Media/TVO)

Martin Spieler: Wie entwickelt sich der Immobilienmarkt?

René Nicolodi: Wir steuern auf eine Schweiz mit 10 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern zu. Themen wie Zuwanderung, knapper Wohnraum, Bautätigkeit, aber aktuell auch die sinkenden Zinsen sind natürliche Treiber für die Immobilienpreise. Entsprechend erwarten wir für die Zukunft, dass die Preise für Wohneigentum hierzulande tendenziell zunehmen dürften. Für das Jahr 2025 sehen wir einen Preisanstieg von etwa zwei Prozent - je städtischer die Lage, desto grösser dürfte die Zunahme ausfallen.

Die Zinsen sind zuletzt gesunken, sie stehen aber immer noch höher als vor einigen Jahren. Welchen Einfluss haben sie nun auf die Preise von Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern?

Normalerweise funktionieren höhere Zinsen als eine Preisbremse. Ich sage normalerweise, weil der Mechanismus im Jahr 2022 offensichtlich nicht gespielt hat. Die Preise blieben stabil oder sind sogar tendenziell gestiegen. Nun sinken die Zinsen, was den höheren Immobilienpreisen Aufwind geben sollte – wobei der Preisanstieg nicht so ausfallen wird wie während der Corona-Pandemie.

Wie wirkt sich die Zinsentwicklung auf die Preise von Renditeliegenschaften aus? Hier warnt die Schweizerische Nationalbank vor Preisblasen.

Die höheren Zinsen in den vergangenen Jahren haben dazu geführt, dass sich Angebot und Nachfrage bei Renditeliegenschaften ausgewogener entwickelt haben. Beim tieferen Zinsniveau zuvor herrschte ein klarer Verkäufermarkt mit sehr kompetitiven Bieterverfahren. Das hat sich etwas beruhigt. Heute haben Käuferinnen und Käufer bessere Gelegenheiten, die eigenen Präferenzen beim Erwerb von Renditeliegenschaften einzubringen. Institutionelle Investorinnen und Investoren präferieren Wohnimmobilien oder kommerzielle Liegenschaften an Toplagen.

Wie werden das Bevölkerungswachstum, aber auch die strengeren Bauvorschriften den Schweizer Immobilienmarkt in den nächsten Jahren beeinflussen – ist mit weiterem Auftrieb für die Preise zu rechnen?

Wir erwarten eine moderate Preissteigerung auch in den kommenden Jahren. Dies nicht nur wegen der aktuell sinkenden Zinsen – ganz grundsätzlich ist Wohnraum-Knappheit ein grosses Thema. Wir sehen auch keine Trendwende bei der konstanten Zuwanderung. Die Bautätigkeit nimmt zwar langsam zu, hinkt aber der Nachfrage weiter hinterher. Entsprechend sind dies natürliche Preistreiber, die noch eine gewisse Zeit andauern können.

Immobilien sind auch bedeutend als Geldanlage. Wie attraktiv sind sie für Anlegerinnen und Anleger? 

Für Schweizer Anlegerinnen und Anleger gehören Immobilien rein schon aus Diversifikationsgründen ins Portfolio. Gleichzeitig ist festzustellen, dass sie ein stabiler Anker sind, vor allem, wenn es an den Börsen turbulenter wird. Jetzt, mit den sinkenden Zinsen, sind die Aussichten für die Anlageklasse durchaus positiv.

Wie können Anlegerinnen und Anleger unkompliziert in Immobilien investieren und von attraktiven Ausschüttungen profitieren?

Grundsätzlich, indem kotierte Immobilienfonds oder Immobilienaktien gekauft werden. Bei den Immobilienfonds mit Fokus Wohnen ist von einer Ausschüttungsrendite in der Grössenordnung von 2,5% auszugehen. Bei Immobilienfonds auf kommerzielle Liegenschaften und Immobilienaktien ist mit über 3% zu rechnen. Was sich natürlich anbietet, ist eine diversifizierte Kollektivanlage. Dies, damit die Risiken auch gut verteilt sind.

Dieses Interview wurde erstmals in leicht abgeänderter Form in der Sendung «Geld» vom 18. Oktober 2024 auf Tele 1, Tele M1 und TVO ausgestrahlt.

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