Was bringt das Börsenjahr 2025?

Das vergangene Aktienjahr bescherte Anlegerinnen und Anleger starke Renditen. Geht es 2025 im selben Tempo weiter? René Nicolodi, Leiter Equity & Themes im Asset Management der Zürcher Kantonalbank, mahnt zur Vorsicht. Er nennt Sektoren, die noch Kurspotenzial bergen.

Interview mit Dr. René Nicolodi

Dr. René Nicolodi
René Nicolodi, Leiter Equity & Themes im Asset Management der Zürcher Kantonalbank, in der Sendung «Geld» (Quelle: CH Media/Tele 1)

Martin Spieler: Welche Jahres­bilanz ziehen Sie für das 2024?

René Nicolodi: 2024 war ein ausserordentlich gutes Börsenjahr. Ein gemischtes Portfolio eines Schweizer Anlegers mit einem Aktien­anteil von 50 Prozent hat rund 12 Prozent Rendite erwirtschaftet – das ist über­durchschnittlich gut. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass nur wenige Rendite­quellen kräftig sprudelten. Dazu zählten primär markante Kursgewinne der grossen US-IT-Firmen, welche die Aktienmärkte in Rekordhöhe drückten. Schweizer und europäische Aktien konnten da nicht mithalten.

Die Wahl von Donald Trump sorgte vor allem an den US-Märkten für Begeisterung. Trump plant jedoch, ab 2025 Importzölle einzuführen. Welche Auswirkungen könnte dies auf die Welt­wirtschaft haben?

Dass es Importzölle geben wird, ist relativ klar. Wer alles davon betroffen sein wird, ist derzeit noch offen. Der Fokus richtet sich momentan auf die grossen Handels­partner der USA, sprich Mexiko, Kanada und China. Generell kann festgehalten werden, dass Zölle wachstums­hemmend und inflations­fördernd wirken und somit ein Risiko für die Aktien­märkte darstellen. Gleichzeitig sind Zölle kein Welt­untergang. China beispielsweise hat seine Export­absatz­märkte in den vergangenen Jahren recht gut diversifiziert.

Hält die gute Börsen­stimmung an oder kehrt bald der Börsen­kater ein?

Das aktuelle Umfeld spricht weiterhin für Aktien. Wir haben eine robuste Konjunktur, sinkende Zinsen und diverse Staaten erhöhen ihre Fiskal­defizite, was in der Regel wachstums­fördernd wirkt. Allerdings sehen wir mittlerweile teils sehr hohe Bewertungen, insbesondere in den USA. Das erhöht das Risiko für Schwankungen und wir müssen uns wohl auf moderatere Erträge einstellen.

Was passiert 2025 mit den Zinsen und den Währungen?

Unsere Ökonomen gehen davon aus, dass die Zentralbanken die Zinsen bis in den Sommer 2025 weiter senken werden. Für die amerikanische Notenbank bedeutet dies ein Zinssatz in der Grössen­ordnung von 3,5 Prozent und somit ausserhalb eines restriktiven Umfelds. Bei der Schweizer National­bank spricht man schon von Negativ­zinsen, folglich erwarten wir hier zwei weitere Zins­senkungen. Der Schweizer Franken bleibt strukturell stark, der USD dürfte sich eher abschwächen. Chancen sehen wir bei günstig bewerteten Währungen, die von steigenden Zinsen profitieren könnten. Dies kann beispielsweise auf den japanischen Yen zutreffen.

Wie soll man sich als Privat­investor für das kommende Jahr positionieren?

Eine diversifizierte Anlagestrategie über diversen Sektoren und Länder hinweg ist weiterhin empfehlens­wert. Die Renditen werden nicht einzig und allein von US-IT-Aktien generiert. Auch Gold gehört unseres Erachtens ins Portfolio. Aufgrund des hiesigen Tiefzins­niveaus sind auch Schweizer Immobilien und Alternative Anlagen, namentlich Private Equity, zu prüfende Optionen.

Wo sehen Sie die grössen Chancen und Risiken?

Die grössten Chancen sehen wir bei Sektoren, die Investorinnen und Investoren bislang nicht wirklich auf dem Radar hatten. Dazu zählt etwa der japanische Aktien­markt oder klein- und mittelkapitalisierte US-Unternehmen. Strukturelle Wachstums­themen bleiben attraktiv – dazu zählen beispielsweise die Digitalisierung oder die gesunde Langlebigkeit, die Healthy Longevity. Risiken sehen wir unter anderem bei Unternehmens­anleihen insbesondere in den USA. Diese sind mittlerweile sehr teuer bewertet und vergüten das Risiko aus unserer Sicht nicht ausreichend.

 

Weitere Informationen zu möglichen Markt­entwicklungen liefern unser Market Outlook 2025 sowie unsere Vertiefungen zu Aktien und Anleihen.

Dieses Interview wurde erstmals in leicht abgeänderter Form in der Sendung «Geld» vom 27. Dezember 2024 auf Tele 1, Tele M1 und TVO ausgestrahlt.

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