Ein Feuerwerk, aber nur für wenige

Trotz starker Unternehmensgewinne und robuster Konjunktur zeigt sich der Aktienmarkt uneinheitlich. Nur eine Handvoll Titel sind für das Kursfeuerwerk verantwortlich, während der restliche Markt nach unten tendiert. Diese ungewöhnliche Divergenz und die hohe Bewertung des US-Aktienmarkts mahnen uns zur Vorsicht.

Text: Nicola Grass

Wenige Kursraketen sorgen an den Börsen für ein Feuerwerk (Bild: iStock.com).

Die guten Unternehmensgewinne, die robusten Konjunktur, die Leitzinssenkungen und das starke Momentum sprechen weiterhin für Aktien. Das Jahresendrallye ist deshalb wieder im vollen Gange, dieses Mal allerdings nur bei wenigen Titeln wie Broadcom, Tesla, Alphabet oder Amazon. Diese konnten im Dezember massiv an Wert zulegen, allen voran Broadcom mit einer Kurssteigerung von rund 50 Prozent. Die Marktkapitalisierung des US-Halbleiterproduzenten liegt neu bei über USD 1'000 Mrd. Damit zählt die Firma nun zu den acht grössten Firmen weltweit.

Zu viel Euphorie im Markt

Der restliche Markt tendiert allerdings nach unten. Eine solch hohe Divergenz ist selten. Noch unüblicher ist es, dass über eine so lange Zeit mehr Titel im Index fallen anstatt steigen und die Indexperformance trotzdem positiv ist. Das Momentum bröckelt also etwas unter der Oberfläche. Ein weiteres Warnsignal liefern unsere Sentiment-Indikatoren. Gemäss der Bank of America war die Cash-Allokation der globalen Fund Manager noch nie so tief und die Allokation zu US-Aktien noch nie so hoch wie aktuell. Gleichzeitig ist der Anteil der Amerikaner, die denken, dass die Aktienpreise weiter ansteigen, auf einem absoluten Rekordhoch. Hoch bleibt weiterhin auch die Bewertung des US-Aktienmarkts. Nur während der Dotcom-Blase im Jahr 1999 war der Markt noch teurer.

Fokus auf Schwellenländeraktien und globale Staatsanleihen

Wir reduzieren deshalb trotz der eingangs erwähnten unterstützenden Faktoren unsere Aktienquote per Ende Jahr und starten das Jahr 2025 mit einer neutralen Aktienquote, wobei wir Schwellenländeraktien gegenüber europäischen und US-Titeln bevorzugen. Bei den Obligationen bleiben wir im Untergewicht und präferieren globale Staatsanleihen gegenüber den sehr teuren Unternehmens- und CHF-Anleihen. Übergewichtet bleiben wir bei den alternativen Anlagen wie Gold, Immobilien und Katastrophenanleihen.

Wie schätzen wir die Finanzmärkte aktuell ein, und wie sind wir positioniert?

Bessere Marktbreite in den USA

  • In unserem Marktausblick für 2025 argumentieren wir für eine bessere Marktbreite im 2025.
  • Auch taktisch erwarten wir nach der extremen Divergenz im Dezember (Nasdaq 10% besser als S&P Equal Weight) eine Kehrtwende im Januar.
  • Wir reduzieren deshalb die globalen Schwergewichte und verstärken damit unseren Style (Value) und Size (Small Caps) Bias innerhalb der Aktien, insbesondere in den USA sind wir deutlich stärker diversifiziert als der Index.

Nicht alle Aktien sind teuer

  • Obwohl der globale Aktienindex historisch extrem teuer ist (Risikoprämie mit 0% fast 3 Standardabweichungen unter dem zehnjährigen Mittelwert), gibt es weiterhin günstige Sektoren und Regionen.
  • Bei den entwickelten Ländern bevorzugen wir das eher zyklische Japan und die defensive UK. Dort sind die Bewertungen unter dem historischen Mittel und die Fundamentaldaten stimmen uns positiv.
  • Auch Schweizer Aktien sind nicht teuer, das Indexschwergewicht Nestlé weist nach der stärksten Korrektur seiner Firmengeschichte (-45%) z.B. nur noch ein KGV von 16 und eine Dividendenrendite von über 4% auf.
  • Bei den Sektoren finden wir zunehmend den massiv abgestraften Gesundheitssektor spannend, warten aber aufgrund der politischen Situation in den USA und dem extrem schwachen Momentum noch mit Zukäufen zu.

Geduld ist gefragt

  • Im gesamten 2024 fuhren wir ein Übergewicht von Staatsanleihen zulasten von Unternehmensanleihen. Zugegeben kein guter Entscheid. Dennoch halten wir an dieser Positionierung fest.
  • Bei dem aktuell rekordtiefen Spreads von 78 Basispunkten bei US-Investment-Grade-Anleihen ist das Upside nun stark beschränkt. Das Verlustpotenzial hingegen ist deutlich grösser. Ein Spreadanstieg auf den historischen Mittelwert von 155 Basispunkten hätte z.B. eine Underperformance von rund 5% zur Folge. Für uns ein zu unausgeglichenes Payoff-Profil.
  • Obwohl tiefere Schuldnerqualitäten wie High Yield oder Schwellenländer historisch ebenfalls Renditeaufschläge aufweisen, welche unter dem Durchschnitt liegen, erwarten wir angesichts der zunehmend tiefen Verzinsung von Liquidität eine verstärkte Bereitschaft und Suche nach relativ hoch rentierenden Obligationen.
  • Ähnlich ist die Situation beim japanischen Yen. Das Momentum ist nicht gut und die Währung ist schon lange extrem günstig. Gemessen an der Zinsdifferenz müsste der USD/JPY Kurs bei rund 140 notieren (10% Upside). Das Downside zum Rekordtief von 160 ist mit 5% hingegen nur halb so gross.

Asset Allocation EUR im Januar 2025

Relative Gewichtung gegenüber der Strategischen Asset Allocation (SAA) in % im Dezember 2024 und Januar 2025 (Quelle: Zürcher Kantonalbank, Asset Management)

Weitere Informationen finden Sie in unserem Marktausblick 2025 sowie in unseren Vertiefungen zu Aktien und Anleihen.

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